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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Erhebliches Risiko" TUM-Studie: Alkohol oft die Ursache für E-Scooter-Unfälle

E-Scooter gehören längst zum Münchner Stadtbild – doch häufig kommt es auch zu Unfällen. Eine TUM-Studie zeigt nun, wann und warum es besonders oft kracht.
Besonders häufig ereignen sich die Unfälle mit E-Scootern nachts, am Wochenende – und unter Alkoholeinfluss. Das zeigt eine aktuelle Studie der Technischen Universität München (TUM), die jetzt im "Deutschen Ärzteblatt" veröffentlicht wurde.
Das Team um den Arzt Michael Zyskowski von der Klinik für Unfallchirurgie am TUM-Klinikum rechts der Isar untersuchte dafür bundesweit 538 Fälle schwer verletzter E-Scooter Fahrer aus den Jahren 2020 bis 2023. Grundlage waren Daten des Traumaregisters der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie.
Jüngere Männer deutlich häufiger betroffen
Laut Studie passierten rund 54 Prozent der Unfälle zwischen 18 Uhr abends und 6 Uhr morgens, etwa die Hälfte davon am Wochenende. Studienleiter Michael Zyskowski berichtet: "Jüngere Männer sind deutlich häufiger betroffen, wenn man die Daten mit Informationen zu Unfällen mit Fahrrädern, Autos oder zu Fuß vergleicht."
Im Vergleich zu Fahrradunfällen waren die Fahrer von E-Scootern bei Unfällen im Schnitt zehn Jahre jünger (44,3 statt 54,5 Jahre) und häufiger männlich (78,4 % statt 72,3 %).
Alkohol als Unfallrisiko bei E-Scootern
Alkohol spielt bei schweren E-Scooter-Unfällen eine zentrale Rolle. Von den getesteten Verunfallten hatten rund zwei Drittel Alkohol im Blut. Bei etwa 35 Prozent lag der Wert über dem gesetzlichen Grenzwert. Dieser liegt bei Fahrern über 21 Jahren bei 0,5 Promille – bei Fahrern unter 21 Jahren bei 0,0 Promille.
Damit waren E-Scooter-Fahrende deutlich häufiger alkoholisiert als etwa Fahrradfahrer, bei denen der entsprechende Anteil laut Studie nur bei rund 16 Prozent lag. Die Autoren sehen darin ein erhebliches Sicherheitsrisiko – vor allem nachts und am Wochenende, wenn sich besonders viele Unfälle ereignen.
Forscher fordern Schutzmaßnahmen bei E-Scootern
Vor diesem Hintergrund sprechen sich die Wissenschaftler für klare Schutzmaßnahmen aus. Leih-E-Scooter seien aufgrund ihrer digitalen Steuerung besonders geeignet, um Schutzmaßnahmen technisch umzusetzen. So könnten Anbieter die Verfügbarkeit nachts oder an bekannten Unfallzeiten einschränken und die Höchstgeschwindigkeit automatisch drosseln. Auch Reaktionstests vor Fahrtantritt könnten helfen, alkoholisiertes Fahren zu verhindern.
Zusätzlich fordern die Forscher verstärkte Aufklärungskampagnen über die Risiken – allen voran schwere Kopfverletzungen. Als internationale Vorbilder nennen sie etwa die Helmpflicht in Australien und nächtliche Fahrverbote in Oslo.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- tum.de: Website Technische Universität München
- Studie veröffentlicht im Ärzteblatt am 16. Mai 2025: "Schwere Verletzungen nach E-Scooter-Unfällen"
- Eigene Recherche